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Wie alles begann... oder: Die Zeit heilt nicht alle Wunden
Wenn ich jetzt genauer darüber nachdenke, ist das alles schon über 15 Jahre her. 15 Jahre, in denen so vieles passiert und geschehen ist. Dennoch ist nichts vergessen. Ich kann diese ewige Lüge: "Zeit heilt alle Wunden" einfach nicht mehr hören. Denn das tut sie nicht. Zeit heilt keine Wunden. Indem sie vergeht, lernt man damit zu leben aber das hat für mich nichts mit Heilung zu tun, nur weil etwas erträglich(er) wird.
Ich habe genau das getan, was man JEDEM Kind auf dieser Welt von klein auf verbietet: zu jemandem Fremdes ins Auto steigen. Aber er schien so hilflos: fragte nach dem Weg, konnte nur Englisch und irgendwie kam mir nicht in denn Sinn, dass etwas
passieren könnte. Es hieß immer nur "so etwas darfst du nie machen" aber ich verstand bis zu diesem Tag nie das "Warum".
Ich versuchte mit meinem bisschen Englisch den Weg zu erklären aber es war so schwer... was sollte man auch in der 6. Klasse nach noch nicht einmal 2 Jahren Englischunterricht erwarten.
Ich stieg ein und wollte ihm den Weg zeigen. Bis ich plötzlich sagte, dass er links abbiegen solle und er rechts abbog. Und dann wieder.
Dann ging alles ganz schnell: er versperrte das Auto von innen, rutschte rüber, fasste meine Oberschenkel an, versuchte mich zu küssen. Ich sagte zwar nein, aber irgendwie erscheint mir das heute noch lächerlich: als ob diesen großen, schwarzen Amerikaner mein Nein auch nur im Ansatz interessiert hat. Ich begann noch kurz zu strampeln, während er weiter machte und meinen Gurt löste. Dann war ich allerdings gelähmt und ihm einfach unterlegen. Irgendwann entsperrte ich irgendwie meine Tür und rannte so schnell ich konnte.
Der Alptraum war vorerst vorbei. Einordnen oder verstehen konnte ich das alles nicht. 2 Tage später nach der Schule fuhr plötzlich wieder dieses Auto neben mir. Er bog ab, parkte seinen alten Toyota und er verfolgte mich den ganzen Nachmittag. Wirklich bewusst was da gerade passiert war es mir nicht. Dennoch spürte ich die Angst von unserer ersten Begegnung. Darum lief ich ununterbrochen.
Das wars eigentlich. So plötzlich hörten unsere 2 "Treffen" auf. Und es kam auch nie wieder zu einem Zwischenfall oder einer Begegnung.
Und eigentlich ist auch nichts passiert. Jedenfalls nicht wirklich. Eher er wirklich "loslegen" konnte, könnte ich verschwinden. Dennoch:
Sobald dieser eine Song im Radio läuft, bin ich wie gelähmt. Diese Angst wird mich nie loslassen. 13 Jahre habe ich es nie jemandem erzählt, weil ich ja ehrlich gesagt selber schuld dran bin.
Ich wusste, dass man zu niemandem ins Auto steigen darf.
Dennoch habe ich es getan und musste eben auch dafür bezahlen.
Das schlimme ist, dass ich damit nicht endlich und vor allem endgültig abschließen kann, obwohl ja nichts "richtiges" passiert ist. Bevor es zum Äußersten kam, bin ich abgehauen. Trotzdem ist diese Angst, das schlechte Gefühl, einfach immer präsent.
Oft liege ich nachts im Bett und spüre plötzlich seine Hand auf meinem Bein... wie oft habe ich einfach Angst... und alles nur wegen mir.
Ich kann mir meine Dummheit einfach nicht selber verzeihen. Egal wie viele Jahre vergangen sind und wie viele auch noch vergehen werden.
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- · Nadua
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Mein Freund wurde ca im selben Alter wie du damals von einem Nachbarn missbraucht, der ihn mit Videospielen in seine Wohnung gelockt hatte. Er hatte langezeit geschwiegen und ich merke, wie sehr ihn dieses Ereignis noch heute mitnimmt, obwohl er es versucht zu überspielen. Ihr seid beide nicht schuld! Warum soll das wahrheitsgetreuste und wohl harmloseste Wesen dieser Welt, ein Kind, anders von seinen Mitmenschen denken? Grausam ist doch, was für Monster es doch gibt und was man auch tut, 100% schützen kann man die Kinder nicht, auch wenn sie nicht ins Auto oder die Wohnung gehn... krank, einfach nur krank und du hast wohl recht, Zeit spielt dabei gar keine Rolle! Ich wünsche dir nur das Beste.... wirklich!
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Danke für deine Worte! Und ich weiß eigentlich, dass Du recht hast. Ich glaube auch nicht, dass ich ihm irg
Jedoch verfluche ich mich einfach immer und immer wieder für mein Handeln. Denn das ist das einzige, was ich steuern konnte. Sein Verhalten konnte ich nicht ändern. Hätte ich mich anders entschieden und wär vielleicht weggerannt, wäre mir das nicht passiert. Ich hätte mich gar nicht in diese Situation bringen dürfen. Das ist das, was ich mir jeden Tag aufs Neue vorhalte und mich dafür hasse. Nicht ihn, denn sein Verhalten konnte ich nicht beeinflussen.
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Hallo
wie ich das gelesen habe , habe ich sofort gänsehaut bekommen es ist furchtbar! und ich weiss wie du dich fühlst glaub mir , mit mir ist es auch so passiert ausser dass ich den Mann kannte und der beste Freund meines Eltern waren..
Glaub mir es ist nicht deine Schuld!! Du wolltest nur ihm den Weg helfen und konntest ja auch nicht ahnen was er vor hatte...! Gib dir nicht selbst die Schuld!