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Manipulation

Hallo,

Ich führe eine Beziehung mit einem Mann, es ist meine erste ernsthafte Beziehung, da ich in der Vergangenheit aufgrund von Vorsicht und persönlichen Unsicherheiten keine eingegangen bin. Anfangs war unsere Beziehung sehr harmonisch, und er war geduldig, verständnisvoll und respektvoll – besonders in Bezug auf körperliche Nähe. Diese Eigenschaften haben mir geholfen, Vertrauen zu ihm aufzubauen.  

Zu Beginn war er sehr aufmerksam und hat versucht, mich in seine Hobbys und seinen Alltag einzubinden. Anfangs hat mir das gefallen, doch nach und nach habe ich gemerkt, dass ich mich unwohl fühle. Ich habe das Gefühl, dass er versucht, mich zu kontrollieren oder zu manipulieren, indem er meine Sensibilität ausnutzt.  

   Wenn ich Probleme anspreche, entschuldigt er sich zwar, aber sein Verhalten ändert sich nicht. Stattdessen dreht er die Situation oft so, dass ich mich schuldig fühle oder denke, ich würde übertreiben.  

   Nach Streitigkeiten oder Diskussionen zeigt er sich häufig als Opfer und sagt Dinge wie: „Du bist alles für mich“ oder „Ich mache doch alles falsch“. Dadurch fühle ich mich verantwortlich für seine Gefühle.  

   Nach einem Streit habe ich um Abstand gebeten, um mich zu beruhigen, aber er hat mich emotional unter Druck gesetzt, sodass ich mich überfordert und kontrolliert fühlte.  

   Ich habe bemerkt, dass er Diskussionen oft so dreht, dass meine Gefühle oder Gedanken infrage gestellt werden. Zum Beispiel sagt er: „Das sind doch nur Kleinigkeiten“, obwohl es für mich große Bedeutung hat. Er hat auch subtil Einfluss auf alltägliche Entscheidungen genommen, sodass ich mich manchmal machtlos fühle.  

Ich habe aktuell eine Pause von vier Tagen eingelegt, um meine Gedanken zu ordnen, weil ich mich emotional ausgelaugt und unsicher fühle. Obwohl ich ihn liebe, merke ich, dass diese Beziehung meinen psychischen Zustand stark beeinträchtigt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich übertreibe oder ob ich mich tatsächlich in einer toxischen Beziehung befinde.

Fragen: - Bin ich Opfer von emotionaler Manipulation, oder reagiere ich überempfindlich?  

- Wie kann ich mich besser schützen und erkennen, was wirklich geschieht?  

- Sollte ich die Beziehung beenden, um meine psychische Gesundheit zu schützen, oder gibt es Möglichkeiten, daran zu arbeiten?

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Kommentare (1)
    • Liebe Caro

      ich arbeite im Bereich Opferhilfe und habe deshalb sehr viel Erfahrung mit häuslicher Gewalt und den verschiedenen Formen, in denen sie daherkommt. Was du beschreibst, klingt nach klassischem Gaslighting und ist eine Form der psychischen Gewalt; gerade, dass dich in deinen Gefühlen hinterfragst (übertreibe ich? Ist es gar nicht so schlimm, wie ich meine?), gehört zum Gaslighting dazu, macht das Gaslighting aus. Es mag für dich krass klingen, dass ich direkt von ‚Gewalt‘ spreche, weil es bisher nicht zu physische Übergriffen gekommen ist. In meinen Augen ist Gaslighting aber eine - wenn in deinem Fall wohl noch eine milde - Gewaltform.

      Es ist toll, dass du auf dich gehört hast und deine Fragen und Sorgen hier postest! Das bringt mich bereits zu meinen Antworten auf deine Fragen:

      1.) Deine erste Frage habe ich bereits beantwortet: Du bist nicht überempfindlich, das gibts in meinen Augen im Übrigen auch nicht. Wenn, dann bist du empfindsam oder sensibel, und du möchtest dem gesunderweise Rechnung tragen.

      2.) Ich finde, du erkennst gut, was wirklich geschieht, aber du scheinst dir selber in der Erkenntnis nicht so sehr zu vertrauen; es wäre sicher sehr gut, du könntest dein Selbstvertrauen und eventuell auch deine Beziehung zu dir selbst stärken. Dies passiert in einer (guten) Psychotherapie, wo du regelmässig über solche Dinge sprechen kannst. Es gibt auch Formen, die nebst Gesprächen auch den Körper miteinbeziehen, sodass du lernst wahrzunehmen, was dein Körper dir für (Warn-)Signale sendet und wie du dich selber stark fühlen kannst.

      3.) Es gibt sicher Möglichkeiten, daran zu arbeiten; viele Frauen, die ich berate, meinen mit dieser Frage, was SIE machen können, damit die Beziehung besser wird. Das steht hier nicht im Vordergrund. Es ist zentral, dass dein Partner eine Problemeinsicht hat, die darüber hinausgeht, dass er sich im Stress ob dem drohenden Beziehungsverlust jeweils entschuldigt, weint, oder Ähnliches. Er müsste wirklich bereit sein, an seinen Verhaltensmustern zu arbeiten und sich selber fragen, warum er dich in gewissen Situationen offensichtlich unter Druck setzt, seinen Stress an dir auslässt, dich kontrollieren möchte. Vermutlich gibt’s da irgendwelche Ängste bei ihm, aber die haben ja mit DIR nichts zu tun, und es ist SEINE Verantwortung, diese anzugehen, damit nicht andere unter ihnen leiden, genau wie es DEINE Verantwortung ist, für dein Seelenheil zu sorgen (und unter Umständen eine Beziehung zu verlassen, die dir nicht gut tut). Sonst kann es zu einem Phänomen kommen, das wir als Gewaltspirale bezeichnen, kannst du auch googeln, ist sehr einfach nachzuvollziehen.

      Ich wünsche dir ganz viel Kraft, innere Ruhe und Vertrauen in deine Intuition!

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