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Was tun?

Hallo Lou,

willkommen in der Community. Es ist natürlich keine einfache Situation in der Du da jetzt bist und nachvollziehbar, dass Du dich einmal aussprechen, bzw. in diesem Fall ausschreiben willst. Zuerst ist es schon mal sehr Nett von Dir, dass Du dich um deine Schwester kümmerst und ihr sicher damit einen gewissen Halt gibst. Was ich aber auch aus deinen Zeilen rauslese ist, dass sie vermutlich jetzt nur Dich als Ventil hat und Du alles abfangen darfst/musst, was natürlich nicht einfach ist und dich wohl auch hier her geführt hat.

 

Zu deinen Fragen:

1. Du machst schon etwas sehr wichtiges für sie, Du bist für sie da. Es ist auch wichtig, dass sie weiter das Gefühl hat, dass sie auf dich zählen kann, was aber nicht bedeuten soll, dass Du jetzt immer "Feuerwehr" spielen musst und wir somit gleich zu Frage 3 kommen.

3. Ob Du mit deinen Eltern darüber reden sollt, kann ich Dir natürlich nicht sagen. Das hängt davon ab, wie gut euer Verhältnis ist. Es ist aber sicher nicht verkehrt, wenn Du jemanden von Außen dazuholst. Sei es für dich (so wie Du es ja jetzt eigentlich machst), bzw. was wohl besser wäre auch für deine Schwester. Wenn ich es richtig verstanden habe, schickt sie dir Fotos nachdem sie sich verletzt hat. Dies kann schon als Signal für Hilfe verstanden werden. Wichtig wäre, in einer ruhigen Minute mit deiner Schwester mal zu reden und ihr zu sagen, wie Du dich fühlst und welchen Eindruck sie auf dich macht.

2. Du kannst deine Schwester darauf ansprechen, wie ihr mit diesen Themen umgehen wollt, am besten natürlich, wenn Du schon ein klärendes Gespräch mit ihr führst.

4. Ich kann nur von mir selbst sagen, wie ich früher einmal in einer Krise war, war ich sehr froh über Hilfe von Außen. Manchmal geht es einfach nicht mehr anderst und dafür gibt es sie ja.

5. Es klingt gar nicht gemein, es ist etwas ganz natürliches, dass Du so empfindest. Nun, den ersten Schritt hast Du bereits getan, indem Du dir hier mal alles von der Seele geschrieben hast. Wie Du schon selbst erwähnt hast, ist das bereits eine kleine Abhilfe. Ich kann dir nur raten, das Gespräch mit deiner Schwester zu suchen und ihr Nahe legen, sich professionelle Unterstützung zu suchen. Es muss geklärt werden, warum sie jetzt in dieser Situation ist, erst dann kann auch der Heilungsprozess beginnen.

Wenn Du mit deiner Schwester sprichst, nimm dir ausreichend Zeit für Sie, versuche eine Umgebung zu schaffen, in der sie  sich wohl und sicher fühlt, entweder bei ihr zu Hause oder bei dir, oder beim spazieren gehen, etc. Versuche ihr keine Vorwürfe zu machen, formuliere die Sätze so, dass Du sagt. Ich habe den Eindruck....., oder mein Eindruck ist...., damit ist es kein Vorwurf, sonder Du sagt ihr nur, wie Du es aus deiner Perspektive siehst. Rate ihr, sich fahcliche Hilfe zu holen, Du kannst ihr anbieten sie dabei zu unterstützen. Auch wenn sie es ablehnt, sei nicht verärgert, solche Dinge brauchen manchmal Zeit und Druk hilft hier nicht weiter. Sei immer ganz ehrlich zu ihr und sage ihr, dass Du dir Sorgen machst und frage sie, wie sie die Situation empfindet und was ihr helfen könnte.

Nicht zuletzt, vergiss nicht auf dich selbst. Es ist toll, dass Du ihr hilfst, aber bitte übernimm dich nicht.

LG

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Antworten (3)
    • Hallo! 

      Also ich weiß gar nicht, ob ich hier in der richtigen Kategorie bin. 

      Es geht nämlich nicht wirklich um mich, sondern um meine Schwester. Da kommen ein paar mehr Sachen zusammen. 

      Sie hat schon seit längerem Phase, in denen sie zB es nicht hinbekommt ihr Zimmer aufzuräumen oder bei dem Gedanken an eine bevorstehende Klausur und dem damit einhergehenden Lernaufwand schier verzweifelt. Nun ist sie ausgezogen und seitdem niemand mehr da ist um ein wenig auf sie zu achten wird das immer schlimmer. Sie schleppt sich täglich zur Arbeit, aber ist unglaublich schlapp und müde. Das geht so weiter, wenn sie zuhause ist. Kochen, duschen, waschen, Sport, heimfahren, Familie alles bleibt ein wenig auf der Strecke, weil sie sagt sie schafft es einfach nicht.

      Gleichzeitig knibbelt sie sich richtige Wunden um ihre Fingernägel, das sieht richtig schlimm aus. 

      Jetzt hat sie mir heute erzählt, und das ist der Grund weshalb ich hier bin, dass sie sich selbst zum Übergeben gebracht hat nach dem Essen. Sie ist leicht übergewichtig, auch aufgrund der Trägheit und seit einiger Zeit hat sie Kalorien gezählt, davon wusste ich auch. Wir haben immer gescherzt und gesagt "es ist nur um zu sehen wieviel ich so esse, als Übersicht, ist ja kein Ding solange es nicht überhand nimmt" und jetzt schockiert es mich unglaublich, dass genau das aber anscheinend der Fall ist. 

      Sie hat mir auch erzählt, dass sie mehrere Heul- und/oder Panikattacken hatte in den letzten Wochen (bei zweien hat sie mich dann angerufen).

      Wir stehen uns sehr Nahe und ich bin froh, dass sie es mir erzählt hat und ich habe mein bestes gegeben um ihr einfach das Gefühl zu geben, dass ich immer für sie da bin, es nicht verurteile und ihr natürlich helfe. 

      Ich versuche sie zu motivieren zB in dem ich sie dazu auffordere mit mir am Telefon aufzuräumen oder ihr Finger regelmäßig mit Pflastern abzukleben, damit sie sich nicht unterbewusst selbst verletzt und mit davon Bilder zu schicken. So hab ich ein einigermaßen aktuelles Bild der Dinge, kann ein wenig Einfluss nehmen und sie kann stolz auf die kleinen Errungenschaften sein, die sie dann schafft. Das klappt in den Momenten dann auch gut. Aber ich kenne mich doch gar nicht aus. 

      Ich mache mir unglaublich Sorgen. Sie sagt zwar, dass sie professionelle Hilfe möchte, aber ich habe Horrorgeschichten darüber gehört wie lange das dauert und wie unfähig viele Therapeuten/Psychiater/Psychologen sind. 

      Ich weiß nicht was ich tun soll, ich wohne weit weg und habe das Gefühl nicht ausreichend für sie dazusein. Ich will sie beschützen, aber kann es nicht. 

      Konkret in Fragen:

      1. Vllt an Menschen, die ähnliches durchmachen oder durchgemacht haben wie sie gerade, was sollte ich tun, was kann ich tun damit es ihr besser geht? Was sollte ich unbedingt lassen? Was hat euch geholfen?

      2. Ich fühle mich total unwohl, jz mit ihr über so was wie Essen, Gewicht, Sport usw zu reden, egal was ich sage, es könnte ja iwas triggern bei ihr oder sie bestärken in diesen negativen Gedanken. Wie kann ich damit am besten umgehen? Sollte ich diese Themen vermeiden? 

      3. Sie hat mich gebeten, das alles nicht unseren Eltern gegenüber zu erwähnen. Diesen Wunsch respektiere ich natürlich. Aber ich glaube meine Eltern könnten ihr besser helfen als ich, sei es nur räumlich, weil sie viel näher beieinander wohnen als ich. Sollte ich sie überreden mit ihnen zu sprechen? Oder sogar selbst die Initiative ergreifen? Ich will auf gar keinen Fall erreichen, dass sie mir nicht mehr vertraut!

      4. Ich kann also vorerst mit niemanden darüber reden, das ist der Grund weshalb ich hier schreibe, denn ich muss mit jemanden darüber reden. Ist hier vllt wer, der bereit ist seine Erfahrungen mit mir zu teilen?

      5. Das klingt jetzt echt gemein, aber wir kann ich mich ein wenig davon distanzieren? Sie erzählt mir von diesen ganzen Problemen, ruft mich an und weint teilweise wie ein Schlosshund. Ja, und ich sitze jetzt hier zuhause und hab Angst um sie, weil sie kurzfristig (nachdem sie eigentlich schlafen gehen wollte, damit sie morgen früh hoch kommt) mit ihren Kollegen einen trinken geht. (Alkohol verstärkt ihre Emotionen extrem, letztes Mal hat sie mich total aufgelöst angerufen, weil sie nicht aufhören könnte zu weinen + Alkohol hat viele Kalorien, was wenn die sich entscheidet, das es zu viele waren?)

      So, es ist ein langer Text geworden, all diese Gedanken gehen mir gerade im Kopf herum. Hilft schon ein bisschen es überhaupt aufzuschreiben.

      Ich bedanke mich bei allen, die sich die Mühe machen dies zu lesen und vllt sogar zu antworten!

      Liebe Grüße

      Lou

      • Hallo Lou,

        willkommen in der Community. Es ist natürlich keine einfache Situation in der Du da jetzt bist und nachvollziehbar, dass Du dich einmal aussprechen, bzw. in diesem Fall ausschreiben willst. Zuerst ist es schon mal sehr Nett von Dir, dass Du dich um deine Schwester kümmerst und ihr sicher damit einen gewissen Halt gibst. Was ich aber auch aus deinen Zeilen rauslese ist, dass sie vermutlich jetzt nur Dich als Ventil hat und Du alles abfangen darfst/musst, was natürlich nicht einfach ist und dich wohl auch hier her geführt hat.

         

        Zu deinen Fragen:

        1. Du machst schon etwas sehr wichtiges für sie, Du bist für sie da. Es ist auch wichtig, dass sie weiter das Gefühl hat, dass sie auf dich zählen kann, was aber nicht bedeuten soll, dass Du jetzt immer "Feuerwehr" spielen musst und wir somit gleich zu Frage 3 kommen.

        3. Ob Du mit deinen Eltern darüber reden sollt, kann ich Dir natürlich nicht sagen. Das hängt davon ab, wie gut euer Verhältnis ist. Es ist aber sicher nicht verkehrt, wenn Du jemanden von Außen dazuholst. Sei es für dich (so wie Du es ja jetzt eigentlich machst), bzw. was wohl besser wäre auch für deine Schwester. Wenn ich es richtig verstanden habe, schickt sie dir Fotos nachdem sie sich verletzt hat. Dies kann schon als Signal für Hilfe verstanden werden. Wichtig wäre, in einer ruhigen Minute mit deiner Schwester mal zu reden und ihr zu sagen, wie Du dich fühlst und welchen Eindruck sie auf dich macht.

        2. Du kannst deine Schwester darauf ansprechen, wie ihr mit diesen Themen umgehen wollt, am besten natürlich, wenn Du schon ein klärendes Gespräch mit ihr führst.

        4. Ich kann nur von mir selbst sagen, wie ich früher einmal in einer Krise war, war ich sehr froh über Hilfe von Außen. Manchmal geht es einfach nicht mehr anderst und dafür gibt es sie ja.

        5. Es klingt gar nicht gemein, es ist etwas ganz natürliches, dass Du so empfindest. Nun, den ersten Schritt hast Du bereits getan, indem Du dir hier mal alles von der Seele geschrieben hast. Wie Du schon selbst erwähnt hast, ist das bereits eine kleine Abhilfe. Ich kann dir nur raten, das Gespräch mit deiner Schwester zu suchen und ihr Nahe legen, sich professionelle Unterstützung zu suchen. Es muss geklärt werden, warum sie jetzt in dieser Situation ist, erst dann kann auch der Heilungsprozess beginnen.

        Wenn Du mit deiner Schwester sprichst, nimm dir ausreichend Zeit für Sie, versuche eine Umgebung zu schaffen, in der sie  sich wohl und sicher fühlt, entweder bei ihr zu Hause oder bei dir, oder beim spazieren gehen, etc. Versuche ihr keine Vorwürfe zu machen, formuliere die Sätze so, dass Du sagt. Ich habe den Eindruck....., oder mein Eindruck ist...., damit ist es kein Vorwurf, sonder Du sagt ihr nur, wie Du es aus deiner Perspektive siehst. Rate ihr, sich fahcliche Hilfe zu holen, Du kannst ihr anbieten sie dabei zu unterstützen. Auch wenn sie es ablehnt, sei nicht verärgert, solche Dinge brauchen manchmal Zeit und Druk hilft hier nicht weiter. Sei immer ganz ehrlich zu ihr und sage ihr, dass Du dir Sorgen machst und frage sie, wie sie die Situation empfindet und was ihr helfen könnte.

        Nicht zuletzt, vergiss nicht auf dich selbst. Es ist toll, dass Du ihr hilfst, aber bitte übernimm dich nicht.

        LG

        • Hallo zurück!

          Erstmal vielen, vielen Dank für deine Antwort. Damit hatte ich um ehrlich zu sein gar nicht gerechnet.

          Ja, sie hat nur mich als Ventil soweit ich das weiß. Und natürlich ist es deswegen doppelt schwer das anzusprechen, gerade weil ich nicht möchte, dass sie sich dann niemandem mehr anvertrauen kann.

          zu 1 und 3: Ja, du hast recht mit deinem Kommentar zur "Feuerwehr". Ich lasse schonmal alles stehen und liegen, wenn es ihr so schlecht geht. Ich denke aber auch, dass sie das gleiche für mich machen würde!
          Wie gesagt glaube ich, dass meine Eltern sehr verstandnisvoll und eine große Hilfe wären. Kann aber auch verstehen, dass meiner Schwester es sehr unangenehm ist. Ich werde, sobald das Thema wieder aufkommt versuchen es so zu regeln, dass sie von alleine den Entschluss fasst mit ihnen zu reden.

          Nein, sie schickt mir keine Fotos davon, außer ich bitte darum. Das Problem mit dem Knibbeln hat sie schon länger und ich sehe das immer wenn ich da bin. Hab sie schon öfter darauf angesprochen, auch als der Rest noch nicht so akut war. Habe mit ihr zB versucht eien Abmachung zu schließen, dass sie sich die Finger mit Pflastern abklebt (auch damit das alles mal heilen kann) und mir halt täglich bescheid gibt, wenn sie es gemacht hat. Als Motivation hauptsächlich und damit sie von außen einen Impuls bekommt, da die eigene Disziplin ja nicht so ausreicht. Hat auch zeitweise ganz gut funktioniert, aber ich habe das wohl unterschätzt.

          Ich wollte nochmal kurz anmerken, dass ich sehr weit von ihr entfernt wohne, nicht zuletzt deswegen fühle ich mich ja so hilflos.

          Außerdem ist sie von sich aus auf mich zugekommen, dass sie professionelle Hilfe möchte. Es ist nicht so, als würde sie sich nicht selbst reflektieren.

          Zu 2: Ich denke es ist eine gute Idee, da mal richtig drüber zu sprechen. Bis jetzt höre ich eigentlich nur zu und helfe ihr zB Ärzte rauszusuchen und sie zu erinnern sie auch anzurufen. Aber wir haben noch nie darüber gesprochen wie wir oder wie ich damit umgehen kann und soll. Danke fürs aufmerksam machen aufs eigentlich Offensichtliche!

          Auch Danke für die Tipps im Gespräch! Ich bin mir da schon sehr unsicher.

          Ich bin froh, da mal konkrete Antworten erhalten zu haben, du hast mir sehr geholfen!

          LG, Lou

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