Hallo,
Ich habe ebenfalls Bulimie, von der Magersucht hineingerutscht. Momentan ist es total schlimm, tägliche Essanfälle mit allem drum und dran. Wie könnt ihr das ertragen? Ich habe das gefühl, keine kontrolle über mein gehirn zu haben, ich kann mich weder gegen das Einkaufen noch gegen das essen wehren. Ich bin wirklich verzweifelt und mutlos. In einer klinik für essstörung war ich bereits 2 mal, dadurch hat sich nichts geändert. Mittlerweile habe ich so viel zugenommen das ich mich nicht mehr anfassen,geschweige denn ansehen kann. Ich stehe in der früh auf um spazieren zu gehen damit ich den abendlichen Essanfall irgendwie ausgleichen kann aber das nützt alles nichts. Mein mann und meine kinder leiden unter mir, meinen stimmungsschwankungen und Anfällen. Geht es jemanden ähnlich? Ich würde mich sehr freuen mich mit jemanden austauschen zu können.
LG
M
Hallo,
Das hört sich wirklich schrecklich anstrengend an. Ich habe es nicht mehr ausgehalten und bin in die Klinik. Da bin ich momentan auch noch. Fandest du denn das es damals gar nichts gebracht hat? Wo ich jetzt bin haben schon viele gesagt dass sie öfters waren. Es dauert einfach verdammt lange bis man davon weg kommt und Verbesserung spürt. Weiß dein Mann davon? Kannst du eventuell alles an Geld und Karten... ihm geben damit du nicht mehr einkaufen kannst? Und er auch nichts kaufen soll, was dich in Versuchung bringt bzw einfach nicht zu viel auf einmal kaufen sondern dass er am besten jeden Tag einkaufen muss damit einfach nicht zu viel zu hause ist, wo du dran kannst.
Isst du den Tag über normal? Das soll auch helfen (hat es bei mir nicht, bzw nicht lang genug). Hier in der Klinik sind viele im betreuten wohnen aber glaube .kt Familie wäre dass schwer umsetzbar.
Vielleicht kannst du dir Alternativen hinstellen, teockenobst, das ist auch süß aber nicht so schlimm wie richtige Süßigkeiten.
Vielleicht kann man die Küche oder Speisekammer abschließen und du bekommst keinen Schlüssel?
Mir hat es geholfen die Verantwortung erstmal abzugeben und das Essen vorgesetzt zu bekommen und keine Möglichkeit zu haben anders an Essen ran zu kommen.
Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen.
Ganz liebe Grüße
J
Hallo Marie,
Vielen Dank für deine Antwort. Super das du in einer Klinik bist und dir helfen lässt. Wie lange bleibst du noch? Ja, die Verantwortung abzugeben tut gut. Ich habe mich aber immer dagegen gewehrt, habe dann weniger gegessen und da ich dort keine essanfälle bauen konnte habe ich dort immer abgenommen... und sobald ich zu hause war ging es von vorn los. Einkaufen gehe ich offiziell nicht, nur " kleinigkeiten" wenn etwas fehlt. Da ich kinder habe, ist das fast täglich und so habe ich immer die möglichkeit etwas zu holen. Mein mann meint, das ich auf den weg der besserung bin weil ich momentan jeden tag, manchmal auch mehrmals, riesige essanfälle habe. Er meint, essen ist besser als hungern, auch wenn es Unmengen sind. Mir macht das essen auch Spaß, gwrade nach 5 jahren magersucht. Aber ich ekel mich so vor mir selbst, kann mich nicht anfassen, ansehen und traue mich nicht mehr auf die waage. Mein selbsthass ist so krass, ich habe immer häufiger das Bedürfnis mich selbst zu verletzen und auch lebensmüde Gedanken sind keine Seltenheit.
Wie ist das alles so bei dir? Erzähl mir deine geschichte, ich würde mich freuen.
LG julia
M
Hallo,
sorry wenn ich erst jetzt antworte. Es war einfach viel los.
Insgesamt war ich 10 Wochen in der Klinik. Bin jetzt schon etwas länger wieder draußen, aber geholfen hat es leider nicht wirklich.
Ich kann jetzt besser mit meinem Freund darüber reden, aber mehr hat sich nicht getan.
Kurz lief es mal 2 Wochen echt gut, aber dann ist die Struktur wieder eingerissen. Immer wenn ich alleine bin in der Wohnung, fange ich an zu essen und höre nicht mehr auf bis ich los muss oder jemand kommt. Fühle mich danach immer total schlecht und esse meist abends mit meinem Freund nichts mehr. Im Moment bin ich im Praktikum und habe eine Wohnung dort, bin also in der Mittagspause ( 1,5-2h) alleine, dann esse ich fast immer die ganze zeit. Und abends geht es dann weiter, ich schaffe es wenigstens morgens nichts zu frühstücken, stehe extra knapp auf damit ich dafür keine Zeit mehr habe. Manchmal schaffe ich es eine Runde spazieren zu gehen oder ins Schwimmbad.
Leider plane ich auch immer schon, was ich abends esse an Süßigkeiten, was ich mir sonst nie gönne oder schon ewig nicht mehr gegessen habe.
Bei mir ist es ähnlich, dass viele sagen dass ich auf dem Weg der Besserung sei, weil ich esse und nicht mehr zu dünn bin, aber eigentlich fühle ich mich damit einfach viel schlimmer.
Wiegen gehe ich mich bewusst nicht, weil ich Angst vor der Zahl habe, die ich mittlerweile erreicht haben könnte. Die Ernährungsberaterin in der Klinik, meinte ich soll mich einmal die Woche wiegen, wenn ich das Gewicht nicht sehen will, weil es mich zu sehr triggert, soll ich das beim Hausarzt machen lassen und er soll es mir nicht sagen, außer ich unterschreite eine Grenze. Ich meinte das wird bestimmt nicht passieren, dass ich noch mehr abnehmen würde, dachte einfach das schaffe ich nicht, das nicht essen. Und so ist es auch, weiß nicht wie viel ich schon wieder seit der Klinik zugenommen habe, Finde das einfach so schrecklich. In der Klinik habe ich auch ein wenig abgenommen und mich wahnsinnig darüber gefreut. Dort hatte ich nämlich auch keine Essanfälle und war sehr motiviert im Sport machen. Im Moment kann ich mich zu fast gar nichts aufraffen. Habe auch Angst ins Binge- Eating über zu gehen und noch mehr zu zunehmen.
Manchmal denke ich, es wäre besser mich zu wiegen dann sehe ich das Gewicht und würde mir mehr mühe geben, nicht so viel zu essen, aber das habe ich mich bisher noch nicht getraut.
Und was mir auch in der Quere steht ist das, wenn ich essen will, nicht die Skills anwenden möchte, die ich mal erarbeitet habe, weil ich in den Momenten essen möchte und nichts dagegen tun möchte, der Drang ist dann einfach zu groß.
Was mir anfangs geholfen hat, war ein Essensplan. Ich habe mir aus einem Rezeptheftchen paar Gerichte rausgesucht die ich gerne essen würde und so in die Tage eingeteilt. Aber im Moment mache ich das auch nicht, ich habe gar keine Lust etwas zu kochen. Es muss schnell gehen. Generell bin ich momentan sehr unmotiviert irgendetwas zu machen.
Freue mich wenn wir uns weiterhin austauschen könnten. Tut gut, jemanden mit ähnlichen Problemen zu hören, dann ist man nicht so alleine.
Liebe Grüße
Marie