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Als ich das erste Mal über Routinen nachgedacht habe, habe ich innerlich darüber gelacht. Was soll mir schon eine Routine bringen? Wie soll mir Struktur in meinem Tag helfen? Täglich grüßt das Murmeltier, habe ich gedacht. Warum an dem immer gleichen Ablauf festhalten?

Und dann wurde die Zeit daheim immer schlimmer. Ich habe die wenigen Tage im Monat herbeigesehnt, an denen ich wieder zur Arbeit gehen durfte, egal, wie anstrengend diese wurden. Alles war besser, als den ganzen Tag daheim zu sitzen und nur Videos und Online-Lektionen zu haben, allein mit mir selbst, in der Stille einer kleinen Wohnung nur die eigenen Gedanken zur Gesellschaft.

Ein Jahr Corona ist vorbei und es ist immer noch kein Ende in Sicht. Immer noch sitze ich allein in der Wohnung und versuche, mich nicht von den wenigen Wänden erdrücken zu lassen. Aber eine Sache hat sich geändert - meine Routine. Das Ding, worüber ich noch Anfang letzten Jahres gelacht habe. 

Ich weiß jetzt meistens, wofür ich morgens aufstehe. Es sind die kleinen Dinge, die sich festgesetzt haben. Sei es nur, dass ich inzwischen den Anblick meines ungemachten Bettes am Tag nicht mehr ertragen kann. Sei es die Tatsache, dass ich trotz Lockdown körperlich fit bin, weil ich jeden Morgen Sport mache. Es sind die kleinen Dinge, die zählen und den größten Einfluss haben. Und ich möchte dieses Gefühl der Bedeutung in meinem Tag nicht mehr missen.