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Ich bin. Weil ich muss.

Hallo ichhabe es gelesen und muss dir sagen ich kenne es gut wurde auch von meiner Mutter misshandelt ich erlebe das Gefühl kaos auch

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Antworten (2)
    • Hallo zusammen, ich bin Wuschel, 26, weiblich und depressiv.

      Ich möchte euch ein bisschen von mir erzählen, ich möchte es mal aufschreiben.

      Als ich noch ein kleines Kind war, ca 3 Jahre, begannen die Albträume. Man weiß nicht woher, ich bin bis zu meinem 12 Lebensjahr regelmäßig 2-4 mal die Nacht wach geworden und lag wie gelähmt in meinem Bett, aus purer Angst, unfähig mich zu bewegen - selbst im Sommer unter der heißen Decke konnte ich nicht 1 Finger bewegen um die Decke wegzuschieben. Das waren nicht bloß Träume von Monstern, es waren Psycho-Träume dabei, es waren Träume, in denen ich sah wie Menschen zerstückelt, gefressen, verbrannt werden. Ich erinnere mich an jeden Traum.


      In der Schule wurde ich gemobbt, das war in der Volksschule (Österreich - in DE wohl Grundschule) nicht so schlimm, da ich auch da schon Phasen von 2-4 Monaten hatte, in denen ich mit niemand anders spielen wollte, lieber für mich allein war. Danach wurde das Mobbing ein Horrortrip, dem ich mit 14 ein Ende setzte. Das schlimmste Mobbing ging von einer Person aus, als ich ihr das unterbunden hatte, war es vorbei - denn diese eine Person hatte alles angestachelt. Ich hasse sie heute noch. Das Gefühl von Abscheu, Hass, Wut dieser Person gegenüber ist heute noch genau so intensiv wie früher, zu meinem Glück lebt sie 1000km entfernt.
      Mit 15 endlich war die Schule toll, ich hatte einen besten Freund, ich verstand mit mit 95% aller Klassenkameraden super.
      Mit 14 hatte ich 1 Jahr Therapie, war solala. Die Therapie habe ich gemacht, damit meine Mutter Ruhe gibt. Ich hatte einige Suizidversuche hinter mir, bei einem konnte sich der Arzt nicht erklären wie ich diesen überleben konnte. Sollte wohl nicht sein. Meine Arme zieren Streifennarben. Kurz vor meinem letzten - als Kind/Jugendliche zumindest - Selbstmordversuch, habe ich mir mit einem Teppichmesser Streifen in meine beiden Arme gerissen. Heute sind es meine Zebrastreifen, ich hatte sie damals nicht nähen gelassen. Ich mag meine Zebrastreifen - das war meine erste und letze Selbstverletzung - sie erinnern mich daran, dass ich kämpfen muss, dass ich "da" nie wieder hinkommen will.

      Mit 15 passiert ein Zwischenfall: Kirmes. Ich bin mit "Freundinnen" in einer Bar. 2 Typen kommen rein, einer ist echt hübsch, der andere ganz ok. Der Hübsche lächelt mich an und kommt auf mich zu. Normal. Ich bin zwar dick, hatte aber was Männer angeht immer starkes Selbstbewusstsein - warum weiß ich bis heute nicht ;). Er flirtet, ich geh darauf ein. Er lädt mich auf ein Cola-Rum ein, ich hole meine Zigaretten aus der Handtasche, muss bisschen fummeln, finde sie nicht gleich. Nehme das Glas, er sagt "Auf uns, auf ex!" gesagt, getan. Ich dumme Kuh. Glas leer, Kopf leer. Meine "Freundinnen" sehen zu, wie mich die beiden Typen stützen müssen und mich nach draussen bringen - das habe ich erst Jahre später von 1 von ihnen erfahren. Zuerst meinten alle "du warst auf einmal einfach weg". Wo war ich, Kopf leer. Ich wache zu Hause auf, im Bett, mein Kopf tut weh, aber auch mein Unterleib. Es schmerzt, es zieht, es krampft. Es dämmert mir. Ich Vollidiot. Meine Mutter - die auch auf der Kirmes war, fand mich auf einer dunklen Wiese in der Nähe, nur halb bekleidet, Hose/Bluse nicht ganz an, offen. Total verwirrt, nicht bei Sinnen, ich beisse ihr fast den Finger ab, als sie mir aufhelfen will und mich nach Hause bringen will. Irgendwie schafft sie mich nach Hause. Im Dorf? Da leugnen alle, da war nichts, ich war wohl einfach stock-besoffen. Von einem Cola-Rum. Ich nehm es hin, kann mich ohnehin nicht daran erinnern. Entwickle allerdings Ekel vom Küssen. Ich ekle mich wenn Leute "knutschen" oder "rumlecken" Zungen sind widerlich. Noch heute bekomme ich beim Küssen mit meinem Freund plötzlich den Drang, ihm die Zunge abzubeissen. Dann wird erstmal nicht geküsst.

      Mit 16 stirbt meine Tante an Krebs. Sie war extrem lebensfroh, hatte seit ihrem 21 Lebensjahr immer wieder Krebs. Die Ärzte geben ihr mehrfach immer nur ein paar weitere Monate zu Leben, sie gibt einen Dreck drauf, raucht sogar bis zum Schluss und besiegt den Krebs immer wieder. Dann bekommt sie als ich 16 bin, schweren Brustkrebs. Und dann schlägt das Pech zu: Zeitgleich aggressiven Lungenkrebs, das ist zu viel. Aber sie setzt sich fest in den Kopf, Weihnachten noch zu erleben. Anfang Dezember, obwohl alles dagegen spricht, sie will Weihnachten noch erleben. Am 25. Dezember, Abends stirbt sie. 2 Tage später der ultimative Schock: Ihr Mann kommt zu uns, die ganze Familie ist wegen Weihnachten bei uns. Er verteilt Geschenke, die sie persönlich ausgesucht, verpackt und beschriftet hat. Ich sterbe tausend Tode. Das Geschenk liegt heute noch bei meinem Vater zu Hause in meinem Zimmer. Außerdem verteilt mein Onkel an jeden einen Ring von ihr, sie wollte das so. Der Ring steht hier vor mir, in einer Ringschachtel. Er liegt am Fuß meines Monitors, damit ich ihn immer sehen kann. Ich habe schon 2 Nachbarn, die wie Großeltern für mich waren, einen Freund mit 14, und 2 Großeltern verloren. Und sie. Man sagt, die Stimme vergisst man zuerst, dann das Gesicht. Das stimmt, nur bei ihr nicht, ich höre heute noch ihre Stimme, wie sie meinen Kosenamen ruft, den nur sie verwendet hat. Ich vermisse sie heute, fast 11 Jahre später noch jeden Tag. Ich will sie auch nicht vergessen, weder ihre Stimme noch den Schmerz den ich heute noch wegen dem Verlust empfinde.

      Bis zu meinem 16. Lebensjahr gings mir dann relativ gut. Dann haben sich meine Eltern scheiden gelassen - nein, ich habe unter der Scheidung nicht gelitten, ich war froh, dass es endlich mal gemacht wurde ;) - und ich habe den fatalen Fehler gemacht, mit meiner Mutter in eine Wohnung zu ziehen. Und hier kommt der nächste Punkt: Meine Mutter:
      Meine Mutter war kalt. Ich hab dich lieb oder eine Umarmung, sowas gab es nicht. Mein Vater war in meiner Kindheit selten present - er ist vor meiner Mutter geflüchtet, dass weiß ich heute - aber wenn er da war, war es toll, er hat mich geliebt, hat sich mit mir beschäftigt, es war gut. Meine Mutter hat ständig gegen meinen Vater gehetzt, als Kind glaubt man der Mutter, der Vater liebt einen nicht, dem Vater ist alles andere wichtiger als man selbst. Ich bin hässlich, ich bin fett - ich musste in meiner Kindheit und Jugend so viele Diäten ertragen, es war widerlich. Ich bin dumm, ich bin nichts wert, ich kann nichts, ich bin hässlich, ich bin fett - das hörte ich ständig von meiner Mutter, ich habe ihr geglaubt. Nach meinem Selbstmordversuch, den ich oben erwähnt habe, hat sie mir gesagt: "Weißt du, ich wollte nie ein zweites Kind, aber dein Vater hat mich 2 Jahre genervt bis ich nachgegeben habe." Der Satz hat sich in mich gebrannt.
      Schläge waren bei meiner Mutter auch eine normale Sache, auch in eine kleine Kammer sperren und den Strom abstellen damit es dunkel ist. Allerdings sei das nur nebenbei erwähnt, die seelische Misshandlung war weit schlimmer. Natürlich hat weder von der körperlichen noch seelischen Misshandlung niemand etwas mitbekommen. Sei dahingestellt ob meine Familie - die groß ist - es wirklich nicht gesehen hat, oder es nicht sehen wollte.
      Sie wollte mich nicht, sie hasste mich, ich habe es jeden Tag gespürt. Noch ein unvergessener Satz nach meinem Versuch: "Wie kannst du mir sowas antun, weißt du was die Leute reden werden?!" Nicht: "Wieso, weshalb, was geht in dir vor" - nur, wie ich ihr das Gerede der Leute antun kann.
      Nächster Punkt: Tabletten. Ich hatte als Kind starke Allergieprobleme, die habe ich zwar mit Bioresonanz immer weg bekommen, aber es sind auch immer wieder neue dazu gekommen. Zwischen meinem 1-14 Lebensjahr habe ich glaube ich alle Allergien durch: Hund-Katzen, Milch, Weizen, Zucker, Erbeeren, Orangen, Erbsen, Nüsse, Roggen, Huhn, Rind, Schwein, Reis, vieles davon mehrfach. Dazu kamen schlimme Verdauungsprobleme, mehrere Stunden Nachts/Tagsüber auf dem WC, starke Bauchschmerzen. Das Allheilmittel meiner Mutter: Tabletten, für jedes Wehwechen. Also hat sie mein Immunsystem ruiniert, ich bin extrem anfällig für jeden Virus der im Umlauf ist, ein guter Monat ist, wenn ich mal nur garnicht bis 2 mal im Monat krank bin.

      So, mit 16 also mit meiner Mutter in eine Wohnung. Ich hatte wegen ihr jeden Tag Magenschmerzen, ich stand auf und hatte Magenschmerzen, weil ich wusste "sie ist da..." Ich bin dumm, ich bin faul, ich bin zu nichts zu gebrauchen, ich kann nichts, ich bin unfähig, ich bin fett. Meine tägliche Tirade meiner Mutter. Vom ersten Moment mit ihr allein wieder schwer depressiv, Panik, Heulkrämpfe, Angst, Albträume. Alles, was ich als Kind auch schon öfter hatte, nur jetzt beständig. Sie gibt mir irgendwelche Tabletten, irgendwelche Tees, die ich runterwürge, damit ich mir nicht noch mehr Vorwürfe anhören muss.
      Lichtblick: Mein Freund. Im Internet in einem Spiel kennengelernt. 1 Jahr Beziehung, ohne das wir wussten wie der andere aussieht, nur Gespräche, ständig läuft Skype. Es geht mir besser. 2 Jahre Skype-Beziehung sind genug, ich ziehe zu ihm nach Deutschland. Meine Schwiegermutter ist ein Engel. Anfangs sehr befremdlich für mich, warum fragt sie wie es mir geht? Warum fragt sie wie ich geschlafen habe? Warum sagt sie mir, das sie mich lieb hat, das ich etwas gut mache? Komisch, aber irgendwie schön.
      Seit 2 Jahren eigene Wohnung mit Freund, alles gut, aber langsam fangen die Albträume wieder an. Warum? Keine Ahnung. Depression halt, hab ich doch schon immer. Aber es wird schlimmer. Ich gehe zum Hausarzt, suche Therapeuten und werde medikamentös von einem Neurologen behandelt. 1 Jahr dauert die Suche nach einer Therapeutin. Am 27. August 2014 - 2 Wochen vor meinem ersten Termin bei der Therapie und 2 Wochen nach meinem Termin beim Amtsarzt, der mich als Arbeitsunfähig erklärt nimmt die Depression überhand, ich stecke quasi mittendrin im Suizidversuch, liege in der vollen Badewanne mit heißem Wasser und unserem großen Fleischmesser in der Hand. Versuche es zaghaft, ich kämpfe mit mir selbst. Springe auf, rufe den Notruf, packe meine Tasche und sie bringen mich in die Klinik, nur mit kleinen Kratzern statt etwas wirklich schlimmen. Ich bleibe über Nacht. Werde entlassen und kann nach Hause.

      Therapie läuft ganz gut. Therapeutin ist toll. Ich hege nur meine Zweifel ob ich nach den 25 Stunden Tiefenpsychologie auch fertig bin.

      Zu meinen Gefühlen:
      Ich habe Angst, vor allem. Ich habe Angst vor jedem neuen Tag, ich habe Angst mit dem Hund zu gehen und auf Menschen zu treffen. Ich habe Angst wenn ich eine neue Zeichnung beginne, ich kann es doch bestimmt nicht. Ich habe Angst vor dem Briefkasten, es könnte ja jemand etwas wollen. Ich habe Angst zu dumm zu sein um zu fahren, unser Auto fährt nur er. Ich fühle mich leer, ich fühle mich müde, ich kann oft nicht schlafen, ich hasse den Tag, ich liebe die Nacht. Ich will nichts unternehmen, My home is my castle. Zu Hause ist meine Höhle, meine Sicherheit. Ich hasse Menschen, sie sind widerlich. Sie sind Nazis, sie sind dumm, sie sind anderen Lebewesen gegenüber grausam, sie sind schwulenfeindlich - nein, nicht Homophob, man hat keine Angst vor Schwulen/Lesben, man ist nur ein Arschloch. Sie sind intollerant, sie sind Fanatiker, Religion gehört verboten - nicht Glaube, da besteht ein Unterschied. Ich möchte weinen, ich kann nicht. Ich möchte schreien, ich kann nicht. Ich möchte in einen Jahrtausendschlaf fallen. Ich will mich nicht ..., fühle mich aber wie eine alte Frau: ich bin des Lebens einfach müde. Es ist ermüdend.

      So sitze ich jetzt hier, schreibe das alles nieder, habe wie ich mich kenne mindestens 60% vergessen, ist nicht wichtig. Ich wollte, ich musste das mal niederschreiben. Damit Leute, die dass auch nachvollziehen, verstehen können, es lesen. Vll. liest es auch niemand - auch gut. Ich brenne, ich schreie, ich wüte, ich weine, ich bin im schwarzen Loch, ich bin müde. Aber ich bin. Wie lang auch immer es sein muss.

      • Hallo ichhabe es gelesen und muss dir sagen ich kenne es gut wurde auch von meiner Mutter misshandelt ich erlebe das Gefühl kaos auch

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