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Warum sie ihr Leben beendete werden wir wohl nie ganz verstehen können, aber womöglich hat es damit zu tun, dass sie ihr Vater zugunsten einer anderen Frau verlassen hat. Sie könnte sich gedacht haben, dass er sie deswegen nicht mehr liebt oder die Familie zerstört hat. Ihre leibliche Mutter hat sicherlich auch ihren Beitrag geleistet um dieses Bild zu verstärken. Spezialisten versagen oft. Meiner persönlichen Erfahrung nach (war selbst in der Psychiatrie) sind das keine wirklichen Spezialisten, weil sie meistens überfordert sind (sie waren es nicht nur mit mir, sondern auch mit vielen Leuten, die ich kenne, und teilweise heute nicht mehr leben). Es ist nicht wichtig, was mit den Menschen ist, die übrig bleiben, weil das eigene Leid viel zu groß ist, um schließlich nur für andere leben zu wollen. Manche entschuldigen sich sogar bei den Hinterbliebenen in einem Abschiedsbrief für diese Entscheidung. Einige wollen mit ihrem Suizid Hinterbliebene auch bestrafen, denke ich mir und meine persönliche Meinung ist, dass es in den meisten Fällen gerechtfertigt ist. Extrem schade nur um den Menschen!
Das Verhältniss zu Ihrem Vater, und auch zu mir war die letzten 9 Jahre sehr gut, der Umschwung kam erst November 2012. Das das Verlassen der Familie nichts mit dem Kind ( damals war sie 11) nichts mit Ihr zu tun hatte, das hat sie in all den Jahren auch verstanden, und sie konnte Ihren Vater sehen wann Sie wollte. Ich glaube daran lag es nicht. Ich mache mir ja von Morgens bis Abends Gedanken.
Ich glaube, wo es in Ihrem Kopf irgendwas verursacht hat, das war mit dem Tod meiner Oma im September 2010. Das hat sie irgendwie nicht auf die Reihe bekommen , waren oft bei meiner Oma wenn Sie hier war, und ich glaube Sie mochte meine Oma auch.Aber Sie ging bis zum Schluß nicht mit auf den Friedhof.Im Januar 2011 dann der 1 SM-Versuch, mit einem Abschiedsbrief in dem man lesen konnte, das Sie vor der Zukunft Angst hat, das Sie erleben muss ( was von Alter her ja normal ist) das wir alle vor Ihr Sterben, und sie dann ganz alleine ist. Sie schrieb damals auch, das Sie nicht erwachsen werden möchte ( im Dezember war sie aber 18 geworden) Vor dem Gesetz erwachsen..... im wirklichen Leben eher nicht.
Als Einzelkind natürlich von vorne bis hinten verwöhnt worden... jeder Wunsch wurde erfüllt. Im September hatte sie eine Lehre angefangen, die Ihr eigendlich sehr viel Spass machte, nur leider bekam Sie halt dort nicht die Aufmerksamkeit ( sie war schon ein Mittelpunktmensch)die sie gewohnt war. Ich hatte mir im Vorfeld schon gedacht, das Sie da das 1x Probleme bekommen würde- und ich hatte recht.War ja klar, das sich dort nicht alles um Sie drehen würde! Alle Menschen fand Sie irgendwie komisch, hatte immer etwas auszusetzen, das ihr Verhalten oft komisch war, und nicht das der anderen, hat sie wohl nicht bemerkt.Wir dachten wir tun etwas Gutes, haben ihr zum 18. Geburtstag soviel Geld geschenkt, das Sie Führerschein und sich ein Auto hätte kaufen können. Wir wollten das Sie ihre "kleine Freiheit" bekommt, und nicht mehr von den Erwachsenen, vor allem der Mutter so abhängig ist.Aber das wollte Sie alles nicht, wie gesagt, 4 Wochen später der 1. Versuch, danach 4 Wochen Klinikaufenthalt. Die Ärzte meinten, das es angebracht wäre, eine weitere Therapie in der Psychatrie fortzusetzten.
Aber da " Das Kind" ja lt. Gesetz schon erwachsen war, konnte Sie ja selbst entscheiden... wir mussten nur zähneknirschend zuschauen. Mutter und Kind hatten beschlossen eine " ampulante Therapie" zu machen. Wir dachten gut, Sie geht dann jeden Tag irgendwo in die Klinik und ist Abend dann wieder zu Hause..... das die ampulante Therapie nichts weiter war, als 1x die Woche zum Psychologen zu gehen, das haben wir erst später erfahren.
Somit war Sie 7 Monate zu Hause, wo Sie natürlich den ganzen Tag Zeit hatte sich mit Ihrem Leben zu beschäftigen, die Mutter war erst Abends zu Hause, weil diese auch berufstätig war. Das der Zustand nicht gut für sie sein konnte ( vor allem haben wir nach einigen Wochen bemerkt, das dieser Psychologe ihr nichts bringt) haben wir schnell festgestellt, aber wir konnten nichts machen, da die Mutter alles in der Hand hatte.
Jeden Tag haben wir uns Sorgen um Sie gemacht, eben weil wir wussten es geht ihr nicht besser, aber uns waren eben die Hände gebunden, so blöd wie es klingen mag, wir mussten zuschauen. Und das ist ein Punkt, der einen nun unwahrscheinlich belastet, das man in das ganze Geschehen nicht eingegriffen hat- wenigstens der Versuch, auch wenn es am Ende das gleiche Ergebniss gewesen wäre.
Wir haben uns da einfach zu sehr auf die Mutter verlassen, weil diese ja angeblich ein " super Verhältniss" zu ihrem Kind hatte, und sie über alles mit ihr reden konnte. Unsere Meinung war nicht mehr gefragt, war eh alles nicht richtig oder gut genug was von uns kam.Und da einige Telefonate zwischen Vater und MutterWie stattgefunden haben, indem der Vater einiges nicht für gut befand- und dem Kind jedes Telefonat erzählt wurde, hat es mein Mann dann auch gelassen, um das Kind zu verschonen. Wie gut dieses Verhältniss zur Mutter war sieht man ja nun- nicht mal darauf hat sie Rücksicht genommen.
Ach ich schreib hier schon wieder Romane...... und bringen tut es eh nichts mehr, es kann sich eh keiner von "Aussen" ein Bild machen, was alles in den vergangen 9 Jahren war und vorgefallen ist, und Mutmaßungen bringen einen da auch nicht weiter.
Wie Du schon sagtest, wir werden nie erfahen.... und noch viel weniger verstehen, warum sie das gemacht hat. Fakt ist, Sie fehlt jeden Tag, jede Stunde,jede Minute,jede Sekunde, und keiner kann das nachempfinden, der es nicht selbst erlebt, oder erlebt hat! Auch wir hatten immer mal wieder gehört, da ist jemand gestorben etc. das tat einem Leid, wenn man den Menschen kannte.... aber wenn es einen selbst betrifft dann schaut es plötzlich ganz anders aus!
Sie hat es für sich geschafft, und ihre Probleme dadurch auch. Nun müssen wir sehen, wie wir wieder auf die Beine kommen - wie ich schon schrieb: Das Leben ist nicht mehr das was es war.... und wird es nie wieder sein!Vielleicht endet man ja auch irgendwann so... wenn man es nicht schafft! Habe mir einen Film angeschaut " "Deine Schmerzen sind nun meine Schmerzen", wo es genau um dieses Thema geht!
Ich wühle mich seit Wochen durch verschiedene Foren, aber ich finde keine Antwort... vielleicht ist es besser nicht danach zu suchen, denn ich glaube dabei wird man selbst noch ganz irre!
Immer noch die selben traurigen Grüsse