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Hallo!
Es tut zwar nicht so viel zur Sache, aber ich bin ein Mann und 32 Jahre alt. Das "Sie" schrieb ich, weil ich damit verdeutlichen will, dass ich Respekt vor dir/ihnen habe, denn es könnte bei der Wut, die mich bei diesen Thema überkommt, so aussehen, dass ich dich/sie persönlich angreifen möchte. Ich nehme das "Du" gerne an.
Ich verstehe gut, was du meinst, kann aber auch nur aus meinem Erfahrungsschatz berichten. Ich war ein Jahr in Behandlung und nachdem ich selbst nach dieser Zeit keinen Erfolg verspüren konnte, bin ich auch gegen den Willen der Ärzte gegangen. Die Oberärztin sagte zu mir, ich wäre noch nicht soweit, nur jetzt mal ehrlich: es wäre auch nach einem weiteren Jahr nicht besser geworden, weil ich einfach nicht bekommen habe, was ich gesucht habe, nämlich einen Grund zu leben. Man hat den Fokus zu sehr auf die Verhaltenstherapie gelegt, aber sich eher nicht die Frage gestellt, ob der Patient (ich) überhaupt schon etwas hat, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Was ich mir dort allerdings angewöhnt habe, war der Konsum von Marihuana und damit habe ich mich nun 12 Jahre durchgekämpft. Mit den Medikamenten und den Hilfestellungen, die man sonst anbietet, wäre ich heute entweder tot oder um ein paar Psychiatrieerfahrungen reicher - frage, was ich davon hätte - nichts! Aus der Sicht der Ärzte (und der Gesellschaft) hat das natürlich alles einen Sinn. Von einer Krise in die nächste zu kommen, um schließlich auf ein Leben in ständigen Kontakt mit der Psychiatrie zurückblicken zu können - ja, das ist ein ganz tolles Leben. Ganz toll.
die Ärzte bekamen überhaupt keine Chance
Das sehe ich anders. Wenn sie wirklich in der Lage wären, den Menschen zu helfen, hätte das innerhalb von zwei Wochen passieren müssen. Das ist der Zeitraum, in dem Antidepressiva zu wirken beginnen sollten. Wie ich es erlebt habe, geben sie dir auf der Akutstation einfach nur Medikamente und denken, dass sich der Patient immerhin stabilsieren sollte. Bei mir war es so, dass ich mich nicht besser gefühlt habe, aber die Ärzte gemeint haben:"dem geht es jetzt besser" (und weil wir das sagen, kann er jetzt eine Gesprächstherapie beginnen).
Seit das Kind 18 war, hatten wir nichts mehr zu melden, verstehst Du?
Ich bin froh, dass es die Selbstbestimmtheit gibt, sonst würde ich mich jetzt wahrscheinlich von denen "behandeln" lassen müssen.
weil die eigene Mutter nicht mal erkannt hat, wie krank ihr Kind ist.
...wahrscheinlich weil sie es selbst ist? Nach deinen Schilderungen dürfte hier das Mädchen für etwas missbraucht worden sein.
und diese Schuld werden wir ein Leben lang mit uns herumtragen müssen.
Ja, weil sie annehmen, dass dadurch etwas besser gewesen wäre. Das Problem dabei ist aber, dass selbst der beste Arzt nichts machen kann, wenn der Patient nicht mitmacht oder es vom Fall her so schwer ist, dass nicht geholfen werden kann. Dann hat man jemanden, der am Leben gehalten wird, aber eigentlich unglücklich ist und für wen dieser Mensch dann lebt, ist fraglich (für Gott, Gesellschaft und Verwandte, ja, aber wohl eher nicht dafür, worum es im Leben des Menschen gehen sollte - um selbst zufrieden zu sein).
Aber es wird ja wohl auch Kliniken geben, wo es normal zugeht,
Das glaube ich auch.
Unser Kind ist wohlbehütet aufgewachsen, wurde nie geschlagen, mißhandelt etc, was ich bei vielen von euch lese.
Also meine Krankheit (Borderline) kann man auch im gleichen Ausmaß entwickeln, wenn das Kind nicht für das Leben vorbereitet wird, also die Mutter das Kind nicht loslassen kann, um in die Eigenständigkeit zu gelangen. (Es praktisch überbehütet wird). Wissen sie, wenn sie im hohen Alter noch im Bett der Mutter geschlafen hat, frage ich mich schon. Wie sehr sie dafür war, dass ihr Mann nun eine neue Frau hat, möchte ich nicht wissen - ist aber nur Spekulation.