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ich bin weiblich, 18 Jahre alt und freue mich hier zu sein. Ich traue mich nicht, euch meinen richtigen Namen mitzuteilen, da meine Angst ist, dass irgendjemand meiner unmittelbaren Mitmenschen diesen Beitrag finden könnte. Seid mir bitte nicht böse.
Ich leide seit meinem 14ten Lebenjahr an einer Esstörung. Damals war ich ziemlich dick (ca. 82 kg mit 13/14 Jahren) und wurde sowohl in der Schule gemobbt als auch zuhause von meiner Mutter fertiggemacht. Meinen Vater habe ich bis dato nicht kennengelernt. Meine Mutter ist psychisch krank und hat mir von kleinauf das Leben schwergemacht. Es herrschte viel Gewalt und Unterdrückung bei uns im Haus. Damals gab es einen Zeitpunkt, an dem ich plötzlich realisiert habe, dass ich zu dick bin und das wollte ich ändern. Ich hatte keine Ahnung wie und habe deshalb von heute auf morgen einfach nichts mehr gegessen. Wo die ersten 3kg runter waren, habe ich positives Feedback von einem Bekannten meiner Mutter bekommen, der mir auch öfter mitgeteilt hat, dass ich zu dick wäre. Das hat mich auch nochmal angestachelt, genau so weiter zu machen. Teilweise habe ich den ganzen Tag über nur einen Joghurt gegessen und anderes Essen verschwinden lassen. Was mich unglaublich glücklich zu diesem Zeitpunkt gemacht hatte, war, wenn ich abends mit Bauchschmerzen im Bett lag, denn da wusste ich, dass ich abnehmen würde.
Irgendwann fing meine Mutter an, mir zu drohen, dass wenn ich weiter abnehme, sie mich windelweich schlagen würde. Sie stellte mir Pizza und Süßigkeiten hin und zwang mich diese Sachen vor ihren Augen zu essen. Weigerte ich mich, schlug sie mich oder machte meine Sachen kaputt. Schaute sie nicht hin, wickelte ich das Essen in Taschentücher ein und versteckte sie in meinem Schrank darauf wartend, dass ich irgendwann die Möglichkeit bekommen würde, diese unbemerkt wegzuwerfen. Ich wurde eine Expertin darin, Essen verschwinden zu lassen und zu lügen was das Essen anging. Irgendwann versteckte meine Mutter die Waage und ich wurde fast wahnsinnig.
Das war eine Zeit, in der es zuhause immer schlimmer wurde. Meine Mutter wurde immer gewalttätiger und ich immer ängstlicher. Als ich schließlich von zuhause abhaute war ich 15 und wog 70kg. Ich floh aus einer Situation, in der mein Leben in Gefahr war.
Die ersten 4 Wochen danach fing ich teilweise wieder an zu essen. Manchmal auch zu viel. Ich nahm zu und damit konnte ich nur sehr sehr schlecht umgehen. Ich brach den Kontakt zu meiner Mutter ab und kam in eine Jugendwohngruppe. Dort fing ich an, Fressanfälle zu haben. Ich nahm zuerst bis auf 65kg ab, was ich aber nicht lange halten konnte. Mein Gewicht schwankte genauso wie meine Essgewohnheiten. Mal aß ich ein paar Tage nur sehr wenig, dann wieder sehr viel. Mal aß ich zum Frühstück 7 Brote und nahm mir vor, den restlichen Tag nichts mehr zu essen was ich aber nicht schaffte. Und das frustrierte mich immer mehr. Ich versuchte es mit dem übergeben, was ich Gott sei Dank aber nicht wirklich hinkriegte und deswegen auch nicht mehr probierte. Zwischenzeitlich hatte ich eine Zeit, in der ich es schaffte mich bis auf 60kg zu hungern. Das Gewicht hielt ich ca. 1 1/2 bis 2 Wochen. Was mir damals auffiel war, dass ich nur sehr schwer Gewicht abnahm und es dafür umso schneller wieder drauf hatte.
Irgendwann habe ich dann angefangen, ins Fitnesstudio zu gehen. Eine gewisse Zeit hielt ich das auch durch und war voll motiviert, weil ich Fortschritte sah. Diese Motivation ging dann aber auch recht schnell flöten als ich in die Depression rutschte.
Bis heute hat sich nur wenig geändert. Ich bin mittlerweile zwar wieder glücklicher, habe einen Umzug hinter mir und meinen Vater kennengelernt, was mir sehr viel Kraft gibt. Ich versuche auch gesund zu essen (sehr viel Gemüse) und esse kaum tierische Produkte (aus Überzeugung, nicht zum Abnehmen). Auch bei der Menge hat sich einiges getan und ich achte darauf, Frühstück und Mittagessen in angemessenen Portionen zu verzehren. Allerdings halte ich dieses "gesunde" Essen nicht lang durch und bekomme spätestens nach 3 oder 4 Tagen wieder einen Fressanfall.So, das war meine Geschichte soweit. Vielleicht hat ja jemand Tipps oder ähnliches, ich weiss einfach nicht mehr weiter.