-
Hallo.
ich bin nun 25. Doch diese Zeit hat gereicht im mich an diesen Punkt zu bringen. An einen Punkt, an dem ich bei bestem Willen keine Hoffnung sehe.
Meine Kindheit War glücklich. Ich wuchs mit 2 Schwestern in einer kleinen Stadt auf und beteiligte mich voller Begeisterung an allem das meine Mutter tat. Kochen, nähen, den Garten pflegen, malen. Ich habe seit Jahren nicht gezeichnet.
Dann fing es an. Mein Hund musste an Weihnachten eingeschläfert werden. Er War ein so gutes Tier, aber alt. Es tat weh. Es ging vorbei.
Dann wurde meine Mutter krank. Ich war 10. Sie hatte Krebs. Wir haben sehen können, wie sie stirbt.Im Sommer, zur Sonnenfinsternis, ging es ihr besser. Wir hatten Hoffnung.
Sie starb im Dezember.
Mein Vater War fast nie zu Hause. Wir würden von einer Bekannten versorgt aber ich zog mich zurück, ein Verhalten, dass Grundschüler nicht verstehen. Da begann das mobbing. Ich bin ihnen nicht böse. Ich verstehe das inzwischen. Wir waren Kinder.
Unsere fürsorgliche Bekannte starb an einer Infektion kurz nachdem sie meiner großen Schwester geholfen hatte einen Ausbildungsplatz zu finden.
Ab da an war der Haushalt uns überlassen.
Wir stritten viel. Auch weil unsere Schwester essen für uns 3 von ihrem Ausbildungsgehalt kaufen musste. Ihr wurde es zu viel und sie zog aus.
meine 3 Jahre jüngere Schwester und ich waren allein. Mein Vater nur mit Liebschaften beschäftigt. Ich bin fest davon überzeugt dass er meine Mutter schon betrog. Mein Halbbruder väterlicher seits ist nur wenige Monate älter als meine ältere Schwester.
Meine Mutter War ein Engel, mein Vater ein egoistisches Stück Fleisch.
Das mobbing in der schule wurde körperlich und ich waren froh weg zu können. Ich besuchte eine weiterführende Schule und musste dazu wegziehen. Kindergeld wird auf das Bafög angerechnet. Ich hab nicht Einen Cent davon gesehen. Meiner Schwester zu liebe verzichtete ich.
Nach Abzug der Miete blieben mir damals noch 120€ im Monat. Trotzdem War der Kühlschrank fast immer leer wenn ich am Wochenende heim kam.
ich begann meine Wochenenden bei Freunden zu verbringen was zu noch größeren Spannungen zu hause führte, da der Haushalt liegen blieb.
Ein paar Jahre früher starb der beste Freund des einzigen Menschen dem ich damals traute. Es War ein Unfall. Vielleicht ist er aber auch gesprungen. Es tat ihm weh. Ich litt mit ihm. Er hat mein Vertrauen ausgenutzt. Das habe ich ihm nie verziehen. Noch immer verspüre ich dieses Unwohlsein wenn ich ihn sehe.
und trotz all dem habe ich mich verliebt. Es War Sommer. Ein kleines Festival. Unsere erste Begegnung hätte nicht klischeehafter sein können. Er lächelte mich aus der Menge heraus an. Nur eine Sekunde dann War er weg. An diesem Abend sah ich ihn nicht wieder aber dieses Bild hat sich in meinem Kopf bis heute festgesetzt.
in der folgenden Woche bekam ich die Windpocken und lebte eine Woche vollkommen versteckt. Als die ansteckbare Phase vorbei war wurde ich überredet unter Menschen zu gehen. Ein Polterabend. Er War da.
Die Flecken auf meiner Haut kümmerten ihn nicht. Ich merkte wie fasziniert er von mir War. Er hörte auf jedes Wort das ich sagte. Ich verstehe bis heute nicht warum.
Er hatte damals eine Freundin. Sie War bildhübsch. Erst recht im Vergleich zu mir und doch das schien nicht wichtig für ihn.
Ich schlief mit ihm. Er War der erste.
3 Wochen später. Es War Montag. Schützenfestmontag. Ich musste früh auf und in die schule aber als der Wecker klingelte hatte ich keine kraft auf zu stehen. Ich fühlte mich leer und in mir selbst gefangen. Erst am nachmittag konnte ich mich aufraffen und in meine Wohnung fahren. Ich War kaum angekommen da erfuhr ich dass er einen Unfall hatte. Mittags. Genickbruch.
Seit meine Mutter erkrankt War habe ich über den Tod nachgedacht, doch seit diesem Tag wollte ich sterben. Anfangs fühlte es sich an als ob etwas schweres mein Herz umklammert und nach unten zieht. Zu ihm. Ich habe gelernt damit umzugehen. Es ist meist erträglich.
Morgen ist der 8. Jahrestag.
Ich habe seither vieles falsch gemacht. Kaum jemand weiß von uns. Ich will seinem Andenken nicht schaden. Also habe ich mich in zahllose Affären geflüchtet in der Hoffnung jemand gibt mir das selbe Gefühl wie er. Vergebens.
Ich fühle mich ihm gegenüber schuldig, als hätte ich ihn betrogen. Ich wollte fortfahren im leben und konnte es nie wirklich.
Nach meinem Abitur War mir alles zu viel. Ich brauchte eine pause also suchte ich mir einen Job statt zu studieren.
Als meine Großeltern starben, für die ich immer eine eher eine eingeschüchterte Zuneigung empfand, brach ich mit dem Großteil meiner Familie. Sie fanden meine türkisen Haare unangebracht. Ich dass sie auf einer Beerdigung lieber oberflächlich waren, als zu trauern.
Es dauerte nicht lange bis mein Vater mir per Post it mitteilte ich solle ausziehen. Weil ich seine liebesabenteuer mit immer fragwürdigeren Partnerinnen nicht mit meinem Lohn zu finanzieren wollte. Und ich wollte diese fremden weder um mich, noch Sie belügen wie es mein Vater wollte.
Durch Glück fand ich damals eine Wohnung.
seither vegetiere ich dahin in einem Job der mir keinerlei Erfüllung gibt und mit dem Wissen dass es sich nie ändern wird. Ein Studium kann ich mir nicht leisten. Der Staat bezahlt längst nicht alles.
Vor 1 1/2 Jahren starb ein Freund von mir. Er War ein so guter Mensch und ist mit 33 Jahren einfach tot umgefallen. Vielleicht war auch Alkohol Mitschuld. Menschen reden viel, ich will es nicht hören.
Ich vertraue mich niemandem an denn jede Freundin die ich je hatte hat mich schwer enttäuscht wenn ich begann ihr zu vertrauen. Aber ich höre anderen gerne zu. Ich bin sehr empathisch. Ich helfe den Menschen.
Ich bin überrascht wenn sie über mich reden. Sie sind beeindruckt, wollen so tapfer sein wie ich obwohl sie nur einen Bruchteil meiner Geschichte kennen. Es tut weh. Ich Lüge sie an.
nun stehe ich da. Ohne vertrauen. Ohne Hoffnung. Allein.
Ich kann mich nicht erinnern wann ich mir Glück zuletzt vorstellen konnte. Meine Fantasien enden immer tragisch. Ich wünsche mir oft ich würde krank werden und sterben denn bisher hat mir immer der Mut gefehlt mich selbst zu verletzen.
Inzwischen ist das anders. Die Angst schwindet. Es wird ein Kunstwerk.
Die Vorstellung beruhigt mich.
letztes Wochenende War Schützenfest. Ich hatte Spaß mit meinen Freunden und es War beruhigend ihnen solche Erinnerungen zu schenken.
Ich habe mich seiner kleinen Schwester gegenüber benommen wie eine große Schwester. Sie weiß von nichts. Mir tut es weh sie zu sehen und doch habe ich sie gerne um mich.
ich verliere bald meine Wohnung denn spätestens seit letztem Jahr interessiert sie mich kaum noch. Ich habe nie Besuch. Und da ich seit 2 Jahren viel zu wenig esse (nicht dass es an meiner Statur etwas geändert hätte) habe ich auch nicht die Energie etwas daran zu ändern.
Ich glaube niemandem der mir helfen will. Das Angebot schmerzt.
Ich habe etwas gefunden das temporär hilft. Kiffen. Früher habe ich es nur auf Festivals gemacht um mich noch besser einfühlen zu können aber jetzt ist es das einzige das die innere Unruhe besänftigt.
Alle Verabredungen treffe ich mit dem Wissen dass ich sie nicht einhalte. Ich werde es nicht mehr können. Ich bin auf Hilfe angewiesen und unfähig sie anzunehmen.
Ich bin allein unter Menschen. Und freue mich die verlorenen wieder zu sehen. Ich bin sehnsüchtig.